Diskussion zum Pentateuch:

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9 Kommentare

  1. Hallo Manfred,
    Beim Lesen des Genesis kam mir eine Frage, die ich mir schon vor längerer Zeit mal gestellt hatte:
    Jakob hatte 12 Söhne, die ja dann auch zu den 12 Stämmen Israels wurden. Um diese 12 Kinder zu zeugen, hatte er 4 Frauen. D.h., durch die Polygamie im AT ist es überhaupt erst ermöglicht worden, dass das Volk Israel entstand. Gott hat also die Polygamie genutzt um seinen PÜlan zu verwirklichen, kann damit also die Polygamie nicht schlechtgeheißen haben. In unserer Gesellschaft heute wird allerdings nur noch eine monogame Ehe gelebt. Ich habe mal gehört, dass die Idee der Monogamie aus dem umliegenden Kulturkreis zur Zeit der Urgeimenden kam udn von den ersten Christen übernommen wurde und dann ggf. auch biblisch begründet wurde. Kannst du dazu genaueres sagen?
    Die Frage ist jetzt vielleicht etwas Themenübergreifend aber vielleicht kannst du dennoch etwas dazu sagen.
    Liebe Grüße, Peter

    1. Zur Polygamie: Die Antwort ist nicht weiter schwierig: man muss unterscheiden zwischen dem, was Gott zulässt (und mit dem er dann “weiterarbeitet” – z. B. den Sündenfall), und dem was Gott will.
      Die Monogamie war sicher für den “einfachen” Menschen mehr oder weniger der Normalfall, denn der Mann musste ja seine Frau(en) und Familie ernähren; nachdem die allermeisten Menschen aus heutiger westlicher Sicht sehr arm waren, waren mehrere Frauen finanziell “nicht drin”. Für Wohlhabende, Patriarchen, Herrscher o.ä. gab es aber meist offiziell die Polygamie. Zur biblischen Entwicklung siehe die Unterlagen (Vortrag Weltbild). Die Urchristen haben ihre konsequente Monogamie (dafür waren sie bei den laxeren Zeitgenossen berüchtigt!) allerdings nicht aus der Umwelt, sondern direkt von Jesus – denn bei ihm ist die Ehe, wie schon bei den Propheten, ein Abbild der exklusiven (!) Beziehung Gottes zu seinem Volk. Paulus greift das auf; lies Eph 5,31 f. – Jesus selbst greift ausdrücklich auf den Schöpfungsplan Gottes zurück, wie er in Gen 2,24 formuliert ist; deshalb wird er auch von Paulus in Eph 5 zitiert. D. h. Es gibt theologisch keine Rechtfertigung für Polygamie (oder Polyandrie).

  2. Hallo Manfred,
    vielen Dank. Das war sehr aufschlussreich. Tatsächlich war der Text, den ich hatte ein Luther-Text, d.h., der hebräische Text udn nicht LXX.
    Bei der Luther-Übersetzung scheinen Rephach und Rescheph auch Geschwister zu sein. Es heißt dort in 1. Chr. 7, 25: “Sein [Berias] Sohn war Refach, auch Reschef, dessen Sohn war Telach, dessen Sohn war Tahan, ”
    Die NLB-Bibel wiederum heißt es in 1. Chr. 7,25: “Zu Ephraims Nachkommen in direkter Linie gehörten Refach, Reschef, Telach, Tahan,”
    Liebe Grüße, Peter

    1. Die Lutherübersetzung gibt den hebr. Text tatsächlich korrekt wieder (wörtlich: “…, und Refach – sein Sohn, und Reschef, und Telach – sein Sohn, …). Aber die allermeisten Ausleger und Übersetzungen gehen zu Recht davon aus, dass die monotone Reihe “und XX – sein Sohn” hier gestört ist und beim Abschreiben “sein Sohn” übersehen wurde. Wäre tatsächlich eine Unterbrechung durch eine Zusatzinformation gewollt, wäre das anders signalisiert worden, etwa mit “seine Söhne” o.ä.
      Übrigens hat meine Lutherübersetzung in 1Chr 5,27 ffdie korrekte Zählung nach dem Hebräischen.

  3. Ich bin etwas später zum AT-Fernkurs dazugestoßen und arbeite momentan noch ein paar Themen nach.
    Im Vortrag 1 bin ich vor längerem an einer Stelle etwas stecken geblieben. Ihr könnt mir da sicherlich weiterhelfen:
    Auf Seite 12 im Kasten “Auszug aus Ägypten” heißt es, dass es laut 1. Chr. 5,27-29 fünf Generationen von Josef bis Mose gegeben hat. Allerdings gibt es diese Bibelstelle bei mir garnicht. Ich habe in 1. Chr. 5 aber nur 26 Verse. Nach wlecher Bibelstelle muss ich denn suchen um auf die fünf Generationen zu kommen?
    Im gleichen Kasten heißt es, dass es laut 1. Chr. 7 zwölf Generationen von Josef bis Josua gegeben hat. Ich hab das nochmal nachgezählt und bei Josua angefangen zu zählen. Bei mir verliert sich dann allerdings die Spur bei Ephraim. Ich hab aus 1. Chr. Kap. 7 folgendes rauslesen können:
    … – Ephraim – Beria – Rephach – Rescheph – Tachan – Ladan – Ammichud – Elischama – Non – Josua
    Was mache ich da falsch? Von Joseph scheint keine Spur in besagten Stellen zu sein.
    Könnt ihr mir da weiterhelfen?
    Mich interessiert die Quelle der beiden unterschiedlichen Generationenangaben.

    1. Hallo Peter,
      danke für Deine Nachfrage.
      1.Chron 5,27-29 (die Stelle existiert tatsächlich, vgl. z.B. unter Bibelserver.com) sind es vier (nicht 5) Generationen: Levi (Bruder Josephs, also dieselbe Generation) – Kehat – Amrum – Aaron/Mose (Auszugsgeneration). Deine Übersetzung folgt vermutlich der Zählung in der Septuaginta (= LXX), nicht dem hebräischen Text. In der LXX sind die entsprechenden Verse: 1.Chr 6,1-3.
      1. Chron 7,23-27 sind es 12 Generationen, Anfang und Ende jeweils mitgezählt: Joseph (impliziert; 1. Ägyptengeneration) – Ephraim (Sohn Josephs, siehe Gen 41,52) – Beria – Refach – Reschef – Telach – Tahan – Ladan – Ammihud – Elischama – Nun – Josua (Auszugsgeneration). In deiner Übersetzung scheint Telach zu fehlen. – Auch hier hat die LXX eine andere Überlieferung.

  4. Hallo Ursula und Manfred,
    ich wollte noch einmal bezüglich zweier Stellen nachhaken, die für mich einfach keinen Sinn ergeben. Es geht um den Ringkampf zwischen Jakob und Gott und dann später Gottes Versuch, Mose umzubringen. Das scheint so abwegig, hat Gott die beiden nicht im Voraus schon berufen? Damit würde er doch seinen eigenen Plan zerstören. Und nach diesem “Machtspielchen” verliert er auch noch – da bin ich endgültig raus 🙂 Was sagt Ihr zu diesen Stellen? Liebe Grüße, Eva

    1. Hallo Eva,
      Der Versuch der Tötung des Mose Ex 4,24-26 ist und bleibt ein in jeder Hinsicht schwieriger Text. Drei Linien lassen sich ausziehen: 1) Es gibt die ähnlichen Begegnungen Jakobs (Gen 32,23ff) und Bileams (Num 22,22ff), bei denen der Protagonist (Handelnde) ebenfalls göttlichen Widerstand erlebt: Etwas ist im Verhältnis des Protagonisten zu Gott noch ungeklärt; das führt zu einer lebensgefährlichen Situation, die aber bewältigt wird. 2) Sicherlich besteht auch ein Zusammenhang zu den unmittelbar vorher erwähnten „Erstgeborenen“ und ihrer Gefährdung; 4,22f: Israel als Gottes erstgeborener Sohn, gefährdet durch Pharao; der Erstgeborene Pharaos, gefährdet durch Gottes Gericht. Jetzt ist Moses’ Erstgeborener im Blick. 3) Und das Blutritual erinnert an den Schutz der Erstgeborenen Israels durch das Blut der Lämmer beim ersten Passa (Ex 12,12f); nur „Beschnittene“ haben an diesem Passa Anteil (Ex 12,48).
      Trotzdem bleibt die Geschichte so, wie sie erzählt wird, letztlich unklar. Sie steht damit in einer Reihe mit anderen, deren Sinn für uns nicht mehr einsichtig ist (vgl. etwa schon Gen 6,1-4). Natürlich hat man im Verlauf der Jahrhunderte sowohl im Judentum wie im Christentum immer wieder überlegt und spekuliert, was dieser Text bedeuten könnte. Da kommt man dann auf mehr oder weniger interessante Gedanken, die den einen oder andern ansprechen mögen. Aber Fakt ist: Wir wissen es letztlich einfach nicht. Für die ursprünglichen Erzähler war das sicherlich noch anders. Für das Verständnis derjenigen, die solche Passagen in die biblischen Bücher aufnahmen, lassen sich über den Kontext immerhin Vermutungen anstellen (etwa die obigen 3 Linien). Insgesamt aber müssen wir uns damit zufrieden geben, dass die Bibel eben nicht nur ein Buch für UNS ist, sondern für Menschen aller Zeiten und Kulturen, auch von vergangenen. Hermeneutisch sind wir hier wieder bei der Unterscheidung zwischen dem Fokus und den Rändern; zu letzteren gehört dieser Text.
      Bei dem Ringkampf des Jakob liegt das schon ein bisschen anders. Er ist der Mosebegegnung darin gleich, dass es in vielem eine rätselhafte Begegnung bleibt. Aber die Geschichte selbst stellt das Entscheidende in den Mittelpunkt: die Lebenswende Jakobs in seinem Ringen mit Gott (genauer dessen Engel; der „Engel/Bote des Herrn“ wird im AT of mit Gott gleichgesetzt). Der „neue Name“ macht dies offensichtlich: vorher heißt er „Betrüger“ (= „Jakob“, vgl. Gen 27,35f) und ist auch einer. Jetzt ist er zu einem geworden, der mit Gott gerungen hat („Israel“), was letztlich seine innere Veränderung zum Ausdruck bringt (nochmals in Gen 35,9ff). Der Ringkampf (es geht nicht ums Töten!) wird so im Tiefsten zum Symbol für diese Wendung zu einem wahren Segensträger Gottes, oder neutestamentlich gesprochen, vom Vergehen des alten Menschen und dem Werden des neuen.
      Übrigens „verliert“ Gott nicht – ganz sicher nicht bei Mose, aber auch bei Jakob wird nur gesagt, dass Jakob „überwand“ – nicht dass „Gott verlor“. Eher gewinnt er – nämlich einen Jakob, der jetzt wirklich zum Segensträger wird …. Es geht auch ganz sicher nicht um „Machtspielchen“. Und was Gottes Plan anbelangt: Der ist so variabel und vielschichtig, dass wir ihn immer nur im Rückblick verstehen können (man vergleiche nur die unterschiedlichsten messianischen Verheißungen und ihre so unerwartete Erfüllung durch Jesus in seinem zweifachen Kommen …)!

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