Diskussion zum Modul D: JohannesEvangelium und Briefe 

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18 Kommentare

  1. Hallo Manfred, habe eine etwas allgemeinere Frage:
    Du sprichts ja die Individuation des einzelnen Menschen an, welche durch Jesus im Johannesevangelium (AB5 / S36) geschieht. Einhergehend damit die Liebe Gottes zu den Menschen. Auch wenn man den Text durchaus schon kennt ist mir das bisher so nie aufgefallen. Es ist so finde ich großartig. Nun mussten ja alle früheren Generationen mit einem eher allgemeinen Glauben in der Gruppe auskommen. Wo kommt aus deiner Sicht die gleiche Liebe Gottes vom NT im AT in zwar anderer Ausdrucksform aber trotzdem in gleicher Intensität vor ?
    Namen Gottes wie z.B. EL Schaddaj 1. Mose 17,1 Gott der Allmächtige (bedeutet: er ist einflussreich, unüberwindbar, voller Kraft, Macht und Vollmacht, er kann völlig verwüsten, verheeren und unbrauchbar, öde machen (1. Mose 43,12) -> naja ich weiß nicht, ob man darin z.B. Gottes Liebe erkennen kann…

    Eine zweite Frage: Die Johannes Briefe. Geschrieben sind sie ja von dem dem Jünger der Jesus liebte. Auch diese Texte sind mir nicht neu und werden in Stücken oft zitiert. Mir kommt dabei aber immer wieder mal der Eindruck in den Sinn das Johannes ein ziemlich ausgeprägtes Schwarz Weis- Denken hat. z.B. lasst euch nicht mit der Welt ein, auch als er schreibt das Kain böse war… Sollte man nicht (aus heutiger Sicht der Reflexion) auch mal die Frage stellen warum Kain so einen Zorn auf seinen Bruder hatte. Als Eltern weis man das es manchmal unten den Kindern Dynamiken gibt die kaum zu lenken sind. Vielleicht fühlte Kain sich einfach “untervatert” und sich von Gott hinten an gesetzt. Man muß aber auch sagen, das Gott sich um Kain bemüht in dem er ihn warnte. Wenn man dann noch “den Weg Kains” mit dem Gleichnis vom verloren Sohn über einander legen würde, wird es ganz kompliziert 🙂 .
    Vielleicht kannst du etwas mehr Klarheit hineinbringen. Vielen Dank a priori.

    1. zu 1) Individuation: Wenn ich richtig verstehe, zielt deine Frage darauf ab, ob es auch im AT schon „Individuation“ durch die Beziehung zu Gott gegeben hat. Ich denke schon, und zwar immer da, wo ein Einzelner für Gott in Gegensatz zu seiner Umgebung getreten ist, bzw. treten musste. Das ist klassisch bei den Propheten der Fall und wird bei manchen Schriftpropheten ausgesprochen deutlich: am deutlichsten bei Jeremia, aber auch Jesaja und Hesekiel. Denn hier steht der Prophet oft gegen sein eigenes Volk, gegen den König (den „Gesalbten Gottes“!) und gegen den Tempel und die Priester, die traditionell Gegenwart und Willen Gottes vermitteln.

      Hinzu kommen die großen Erzählungen vom Geschick einzelner Gottesmänner. Das sind v.a. die „Urväter“ Abraham (Isaak), Jakob und Josef, sowie dann David. Besonders Josef (Gen 37–50) und David (hier v.a. 1Sam 16 – 2Sam 8) werden dabei geradezu „modern“ geschildert (s. die Arbeitsblätter AB1 und AB3 im AT). David wird dadurch auch zum großen Vorbild für das Beten in den Psalmen. Auch in diesem Buch finden wir punktuell Individuation – und auch da meist, wo der Beter von seinem Umfeld angefeindet, ausgeschlossen oder verfolgt wird.

      Der zweite Teil deiner Frage zielt auf das Thema der „Liebe Gottes“ im AT. Das ist natürlich viel zu umfangreich für den Blog hier. In den ABs werden aber immer wieder kritische Punkte dazu verhandelt. Grundlegend aber muss man fragen, was „Liebe“ bedeutet. Da haben wir heute oft Vorstellungen, die weit von dem entfernt sind, was die Bibel (AT wie NT) und frühere Generationen ganz generell dazu gedacht (und empfunden!) haben … aber, wie gesagt, das ist ein Riesenthema.

      Zu 2) Die Johannesbriefe. Deine Vermutung in Richtung Schwarz-Weiß-Denken ist auf der richtigen Spur. Ein ähnliches Phänomen findet sich aber schon im Evangelium, aber auch in anderen Schriften des NT, z.B. dem Epheser- und Kolosserbrief. Dahinter steht ein Grundüberlegung bzw. -erfahrung: Wenn die Welt (und die Menschheit) sich von Gott abgewendet hat, dann läuft die Frage nach der Erlösung (die ja auch immer eine nach dem Neuen Menschen ist!) letztlich auf die Frage „Licht oder Finsternis“ hinaus. Das ist die Frage, die in jedem Herzen gestellt wird, aber auch in jeder Gruppe von Menschen, von der Familie angefangen über das Volk Gottes / die Kirche, die Gesellschaft bis hin zur „Völkerfamilie“. Die erwähnten Schriften fokussieren genau diese Grundfrage. Sie wissen auch um die Differenziertheit des menschlichen Lebens: so kann 1.Joh ja sogar formal absolut gegensätzliche Aussagen machen (s. dort), also ein „je nachdem“. Aber sie betonen, dass es hinter allen Differenzierungen einen Grundkonflikt gibt, der eine Grundentscheidung erforderlich macht. Und das nicht nur einmal (bei der „Bekehrung“), sondern immer wieder neu. –

      Im AT sehen wir übrigens Ähnliches im Buch Deuteronomium, das die Bücher Ex–Num noch einmal neu zur Sprache bringt, und zwar unter dem Thema der „Liebe zu Gott“ (ein zentrales Anliegen gerade auch bei Johannes!). Eben diese Liebe ist es, die immer wieder vor die Entscheidung stellt: „Gott“ oder „Nicht-Gott“ (andere Götter, das Ego, eigene Lebensentwürfe, Stolz, Reichtum, … usw.). So ist Dtn 6,4-5, das Urbekenntnis Israels (das sog. Sch’ma), nicht nur ein Bekenntnis zur Einzigkeit Gottes und zur unbedingten Gottesliebe, sondern damit zugleich die Absage an alle anderen „Götterchen“. Schwarz-Weiß eben.
      Die Propheten Israels müssen dann das Volk Gottes (!) immer und immer wieder genau mit dieser Grundentscheidung konfrontieren …

      Noch kurz zu Kain: Viele Erzählungen des AT, insbesondere beim Urgeschehen Gen 1–11, erzählen kunstvoll, aber bewusst sehr knapp. Da werden längst nicht alle Aspekte erwähnt; vieles bleibt absichtlich dunkel. Denn so kommt der eigentliche Fokus umso stärker in den Blick. Es geht ja nicht um historisch korrekte „Information“, die „alle relevanten Fakten“ benennt. Der Fokus ist bei Kain die „Sünde im eigenen Herzen“, die den Fall der Eltern durch den Brudermord vollendet. Dabei hat er die Fähigkeit, die Sünde unter Kontrolle zu halten; das legt das Reden Gottes hier nahe.
      Bei solchen knappen Erzählungen muss man sich hüten, aus modernem Empfinden heraus zu extrapolieren (weitere Schlussfolgerungen abzuleiten) oder zu psychologisieren. Sonst kommt man, wie du andeutest, zu absurden Schlussfolgerungen, etwa einer „Unter-Vaterung“ (durch Adam, oder sogar durch Gott?!?), während Abel geradezu perfekt bevatert erscheint …?! Solche Fragen an diese Erzählungen zu richten, führt auf den Holzweg.

      .

  2. Ich habe mich mit dem Abendmahl nochmals auseinandergesetzt und dazu die Unterlagen vom Vortrag durchgearbeitet und an anderen Stellen nachgelesen und kann manches noch nicht recht greifen. Ich versuche, meine Gedanken und Fragen dazu zu formulieren:

    1. Ich gebe einige Aussagen zum Abendmahl wieder: Im Abendmahl ist der ganze Dienst Jesu verdichtet. Das Brot/ die Hostie als Symbol für das “Brot des Lebens”, das Jesus ist, zeigt uns, dass wir Anteil am ganzen Menschen Jesus haben. Jesus gibt sich uns ganz. Wir nehmen Ihn in uns auf. Wir werden eins mit Ihm. Der Glaubende bekommt Anteil an Fleisch und Blut, d.h. seinem ganzen, vollen Menschsein mit dem dazugehörigen Wirken.
    Meine Frage hierzu ist, was die Begrifflichkeiten ganz praktisch bedeuten, also wie kann ich mir das vorstellen, im Moment habe ich nur so ein unbestimmtes Gefühl dazu:
    “Anteil am ganzen Menschen Jesus”, “nehmen Ihn in uns auf”, “eins mit Ihm”
    Sagt das aus, dass unser Ego nicht mehr bestimmend in uns sein sollte, weil eigentlich Jesus die Herrschaft in uns hat? Dass wir die neue Kreatur sind, von der Paulus (?) spricht, dass wir Heilungen durch Jesus wirken können und Dämonen austreiben, dass wir für Mitmenschen sorgen, also ganz im Sinne Jesu in unserem Umfeld handeln, dass wir hier auf Erden schon ein neues Leben haben und dies in der Ewigkeit bei Jesus fortsetzen? Geht es hier um die Identität, die wir in Jesus haben und die wir ergreifen sollen?

    2. Der Wein beim Abendmahl ist Symbol für das Blut Jesu. Er hat sich freiwillig kreuzigen lassen, weil er somit als Sühneopfer für uns wirken konnte und wir nun von Sünden frei sein dürfen. Durch Seine Wunden sind wir geheilt. Bedeuten diese Formulierungen, dass wir gerechtfertigt sind, dass wir dadurch wieder unverstellten Zugang zu Gott haben und dass dieser unverstellte Zugang “Heil” bedeutet? Aber dieses Heil bezieht sich eben nicht ausschließlich auf körperliche Heilungen, sondern dass wir wieder in Verbindung mit Gott sind, also wieder “angekoppelt” sind, dass wir wieder heilig sind?

    3. Der Ausdruck “Neuer Bund”, der Wein ist Zeichen des Neuen Bundes, also der freiwillige Tod Jesu ist gemeint: Ist es richtig, wenn ich sage: Dieser Neue Bund bedeutet, dass JHWH der Gott aller an Jesus Glaubenden ist und dass alle diese Gläubigen Sein Volk sind?

    4. Über das Abendmahl las ich die Aussage: Gott ist selbst anwesend. Ist diese Aussage gleichbedeutend mit folgenden Aussagen: Immer, wenn das Abendmahl gefeiert wird, werden die Teilnehmer in die Bundesstiftung mit hineingenommen, die stattfand als Jesus mit Seinen Jüngern das letzte Mahl feierte. Es ist, als würden die Abendmahls-Teilnehmer mit Jesus am Tisch sitzen.

    5. Ich würde die Bedeutsamkeit und Tiefe gern noch mehr erfassen wollen. Salopp könnte man ja sagen, dass es für einen gläubigen Christen nichts Ungewöhnliches ist, dass Jesus anwesend ist. Wir wissen, dass Jesus in uns lebt, das gehört zu unserem Alltag. Soll das Abendmahl uns aus diesem alltäglichen vielleicht etwas achtlosen Umgang mit der Anwesenheit Jesus herausholen und vor Augen führen, was es bedeutet, dass wir Anteil an Jesus haben und dass Er für unsere Sünden gestorben ist? Geht es um das Bewusstwerden, was hier eigentlich an Gigantischem passiert ist? Soll uns klar werden, wie unfassbar es eigentlich ist, dass wir uns dem allmächtigen Gott so nahen dürfen? Wenn das so ist, dann sollten wir täglich Abendmahl feiern!

    6. Habe ich es richtig verstanden, dass das Abendmahl auch eine Dankfeier (Toda-Feier) ist? So wie Jesus nach Seiner Auferstehung mit Seinen Jüngern Mahlsgemeinschaft hatte und damit den Sieg über den Tod feierte, so ist auch das Abendmahl eine Dankfeier, dass Gott den Tod besiegt hat?

    7. Ein Sakrament ist von der Gegenwart Gottes erfasst Materie. So habe ich es gelesen. Kleine Zwischenfrage: wie passt diese Definition zu Ehe? Ehe ist keine Materie, wird aber in der katholischen Kirche als Sakrament gesehen, oder vermische ich hier etwas?
    Ich hatte noch eine andere Definition für Sakrament gelesen: eine von Jesus eingesetzte zeichenhafte Handlung, die Gottes Gnade in sinnlich wahrnehmbarer Weise vermittelt. Das macht es ja schon wieder schwieriger, wenn ein Begriff so unterschiedlich gebraucht wird….
    Meine eigentliche Frage: Wie kommt Gottes Präsenz in die Materie?
    Sollte dazu eine bestimmte Handlung nötig sein, z.B. die Einsetzungsworte oder eine Segnung von Brot und Wein, dann müsste man konsequenterweise sagen, dass nicht gesegnetes Brot und Wein kein vollgültiges Abendmahl sind, weil Gott nicht anwesend ist. Aber dieser Gedanke driftet doch schon in Magie ab?
    Wann ist also ein Abendmahl gültig? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein? Also welche Handlungen braucht es, dass ein Abendmahl ein Abendmahl ist? Und wer legt das fest? Mein Eindruck ist, dass jede Denomination dazu ihre eigenen Ansichten hat aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen und Entwicklungen. Und diese Vielfalt lässt sich nicht auflösen. Letztlich muss jeder Gläubige entscheiden, welche Form für ihn die richtige ist, oder? Oder gibt es einen kleinsten gemeinsamen Nenner, was das Abendmahl ist und der biblisch begründbar wäre? Aber schon die Spaltung bei Evangelischen und Katholischen lässt die Hoffnung schwinden. Muss ich letztlich selbst meinen Weg finden, auf welche Art ich Abendmahl feiere und es vor Gott verantworten in der Hoffnung, Ihm ausreichend Ehre damit zu geben?

    1. 1) Die Formulierung „Anteil am ganzen Menschen Jesus“ meint, dass nicht nur sein Tod im Blick ist, wie man das ja klassisch bei den Abendmahlsworten denkt. Bei Joh zumindest ist es vom Kontext der Lebensbrotrede umfassender. Es gehört dazu, dass Jesus Mensch wurde (1,14), es gehört sein Einssein mit dem Vater dazu, sein Dienst, sein Sterben und Auferstehen – denn er ist leibhaftig auferstanden (20,27f) usw.
      Inhaltlich meint das dann tatsächlich den Neuen Menschen, „Christus in uns“, vgl. Joh 6,56. Wir haben Anteil an seinem Leben, sind „in Christus“ und haben damit schon den Tod überwunden, auch wenn wir noch sterben werden etc. … Wie du es schreibst: es geht um unsere Identität.Und wir haben Anteil an den Werken Jesu, aber nur so, wie er selbst Anteil an den Werken des Vaters hat: Evangeliumspredigt, Sündenvergebung, Heilung und Befreiung – aber nur wo und wann Jesus / der Vater es tun wollen – also nicht als „unsern“ Besitz. Paulinisch formuliert: Ein „Charisma“ ist eine Gnadengabe, ein aktuelles Geschenk des Wirkens der Gnade Gottes, kein „Eigentum“.

      2) Ja, all das und mehr. Sühne schafft das Neue Leben, den neuen Schalom etc.

      3) Brot und Wein sind beides die Zeichen des Neuen Bunds: Anteil an Jesus seinem Leben, Sterben und Auferstehen. Somit ist Gott – Jhwh – der Gott all derer, die an Jesus glauben. Sie sind alle zusammen „sein Volk“.

      4) Genau. Der Bund wird beim Abendmahl immer wieder neu aktualisiert.In den Liturgien wird oft sogar ausdrücklich formuliert, dass wir an den „Tisch des Herrn“ eingeladen sind. Das ist gleichzeitig der Tisch des Mahls Jesu und der Tisch der Opferfeiern des AT.

      5) Du nennst einen wesentlichen Aspekt. Aber es ist noch größer: es geht nicht nur um den Tod Jesu, sondern um die unverbrüchliche Gemeinschaft mit ihm im Leben und im Tod. – Zur täglichen Feier des Abendmahls: Die Priester in der kath. Kirche sind angehalten, das zu tun. Zu bedenken ist allerdings, dass das Abendmahl kein Privatmahl mit Jesus ist, sondern wesensmäßig ein Gemeinschaftsmahl. Solange dieser Aspekt nicht verdunkelt wird, etwa nach dem Motto „Ich und mein Jesus“, dann kann man es natürlich täglich feiern.

      6) Genau! Das ist klassisch sogar der Hauptakzent.

      7) Die Aussage muss ich etwas präzisieren. Sie ist so nur teilweise richtig, weil sie den Akzent auf einen Teilausschnitt, nämlich „die Materie“ legt. Wichtig ist aber das Gesamtgeschehen, zu dem
      1. der „leibhaftige“ Aspekt ebenso gehört, wie
      2. die „Einsetzungsworte“, also die bewusste Vergegenwärtigung des Mahls Jesu (das ist mehr als bloße „Erinnerung“!), sowie
      3. die Gemeinschaft / Versammlung der Teilnehmer, die hören, sprechen, empfangen und antworten in Anbetung und Hingabe.
      Insofern ist die Frage, wie Gottes Gegenwart „in die Materie kommt“ nur nach der klassischen röm.-kath.Sichtweise sachgemäß (ihre Antwort: durch das Ritual, genauer die Einsetzungsworte die der Priester vollzieht: hier geschieht die „Wandlung“). Biblisch wir diese Frage nie gestellt, weil sie am Entscheidenden vorbeigeht, eben dem Gesamtgeschehen.

      Das Wesentliche scheint mir nicht die „korrekte“ oder „beste“ Form des Abendmahls zu sein (egal nach welcher konfessionellen Sicht), sondern dass Jesus selbst einlädt und es „spendet“. Nach welchem Ritus ist dann nicht mehr ausschlaggebend. Wichtig sind der Glaube des Eingeladenen und vielleicht auch der der einladenden Gemeinde bzw. des menschlichen Spenders. Aber letzteres ist theologisch schon wieder umstritten. Aber wenn Jesus es ist, der einlädt, kann ich zur katholischen oder orthodoxen Eucharistiefeier ebenso gehen wie zu einem freikirchlichen Erinnerungsmahl. Ich begegne dann Jesus, nicht der Theologie der jeweiligen Kirche/Gruppe.

      Wie / ob ich selbst einfach Abendmahl feiern kann, ist etwas schwieriger zu beantworten. Es geht sowieso nur dann, wenn es mich auf die Gemeinschaft des Leibes Christi hin orientiert. Wenn ich es aus Enttäuschung über die anderen, aus meiner Sicht falschen oder unzulänglichen Abendmahlsfeiern feiere, dann ist es kein Abendmahl mehr. Es führt dann zur Spaltung und Separation, nicht zur Gemeinschaft des „Leibes Christi“. Nicht umsonst sind Abendmahl und die Gemeinde Jesu beides „Leib Christi“ …

  3. Das Thema Taufe beschäftigt mich noch sehr. Ich habe nochmals den Vortrag durchgearbeitet und die Antworten im Blog gelesen, finde aber noch keinen Frieden zum Thema. Mir gelingen manchmal die “denkerischen Querverbindungen” nicht oder das Erfassen der tieferen Zusammenhänge. Vielleicht ist manches auch einfach nicht zu klären, weil Gott für ein und dieselbe Situation verschiedene Lösungen bereit hält. Ich wäre sehr froh, wenn du dich, Manfred, nochmals meiner Fragen annimmst. Vielen, vielen Dank!

    Thema Taufe

    1. V9 Seite 6 die mittlere Folie
    Habe ich es wirklich richtig verstanden, dass die beiden Dimensionen und die 5 Aspekte in jeder Taufe (egal ob Säugling, Kind, Jugendlicher, Erwachsener) zwangsläufig und natürlicherweise enthalten sind?
    Ich schwanke zwischen Mündigentaufe und Säuglingstaufe hin und her.
    Bei der Mündigentaufe kommen für mich die Punkte 1a und b (Abkehr von Sünde, Hinwendung zu Gott), Punkt 2 (Vergebung), Punkt 3 (Herrschaftswechsel) und Punkt 5 (Eingliederung in den Leib Christi) infrage. Aber Punkt 4 (Gabe des Heiligen Geistes) ist für mich nicht automatisch mit der Taufe verbunden. (siehe Frage 2.)
    Bei der Säuglingstaufe kommt für mich eigentlich nur Punkt 5 (Eingliederung in den Leib Christi) infrage. Für alle anderen braucht es nach meinem derzeitigen Dafürhalten eine gewisse Einsichtsfähigkeit. Die kann sehr klein sein, auch unreif oder kindlich, aber ich habe das Gefühl, für diese Punkte braucht es das Zutun des Täuflings inform von Bitten oder Bekennen zum Herrn.

    2. Wo steht geschrieben, dass man durch die Taufe, also durch die Taufhandlung, automatisch den Heiligen Geist erhält? Oder ist es nicht eigentlich so, dass ich Jesus um den Heiligen Geist bitten muss und Er gibt den Geist auf die Bitte hin? (Wer bittet, dem wird gegeben.)

    3. Was genau bringt dich zu der Aussage im Vortrag: “Der Getaufte wird Eigentum Gottes?”
    Woran machst du das fest? Gott lässt uns doch die freie Entscheidung für oder wider Ihn. Erst wenn ich meine Zustimmung dazu gebe, werde ich Sein Eigentum. Gott will doch keine Marionetten, sondern Menschen, die sich aus freien Stücken zu Ihm bekennen und erst dadurch Ihm gehören, oder?

    4. Was genau bringt dich zu der Aussage im Vortrag: “Taufe zeigt ein Einswerden mit Jesus an.”
    Wie kommst du zu dieser Schlussfolgerung? Wenn Jesus sagt: “Ich lebe in euch…”, dann kann ich dies als “Einswerden” nachvollziehen. Aber ich bekomme in Hinsicht auf die Taufe diesen klaren Bezug nicht hin. Wieso bin ich durch die Taufe eins mit Jesus?

    5. Was genau bringt dich zu der Aussage im Vortrag: “Nicht das Bekenntnis ist wichtig, sondern die Taufe, weil sie klar einen Herrschaftswechsel bedeutet.”
    Diese Aussage irritiert mich, weil Jesus doch selbst einmal sagte, dass sich Gott zu uns bekennt, wenn wir uns zu Jesus bekennen. In der Pfingstkirche (und vielleicht auch in anderen Gemeinschaften?) ist das Bekenntnis zum Herrn äußerst wichtig.
    Ich kann immer noch nicht richtig greifen, worin der Herrschaftswechsel in der Taufe besteht. Ist der Akt der Taufe das Zeichen, dass ich mich dem Herrscher Jesus unterstelle? Und wird dieser Akt dann auch in der geistlichen Welt wahrgenommen? Und dieses Sich-Unterstellen ist dann der Herrschaftswechsel? Das wäre dann aber wieder ein Willensakt des jeweiligen Menschen. Kann ich beispielsweise einen Säugling oder einen kognitiv stark eingeschränkten Menschen einfach der Herrschaft Jesu unterstellen? Da stoße ich aber wieder auf eine Diskrepanz: Im Befreiungsdienst braucht es immer das Ja des Betroffenen bevor für Befreiung des Betroffenen gebetet wird. Er muss erst deutlich äußern, dass er sich Jesus unterstellen möchte. Erst dann geht man im Gebet weiter, um Dämonen/ Geister auszutreiben, um Platz für den Heiligen Geist zu schaffen. Also auch dort setzt man nicht gegen den Willen des Betroffenen frei, unterstellt ihn also nicht ohne seine Zustimmung der neuen Herrschaft. Deshalb fällt mir der Gedanke schwer, salopp ausgedrückt, dass man durch die Taufe einfach ohne den Täufling zu fragen, ihm einen neuen Chef vorsetzt.

    6. Welchen Anteil an Gott haben ungetaufte Kinder gläubiger Eltern?
    a) Sind auch ihre Sünden durch Jesu Blut weggewaschen?Oder bekomme ich nicht eigentlich die Vergebung erst, wenn ich um Vergebung bitte? Oder wie bei den 5 Aspekten angeführt durch die Taufe? Also ab welchem Zeitpunkt kann ich sicher sein, dass meine Sünden weggewaschen sind? Erst wenn ich Jesus als Herrn anerkenne und sein Opfer am Kreuz anerkenne und annehme oder mit der Taufe?

    b) Ohne Taufe haben sie laut Vortrag noch nicht den Heiligen Geist bekommen. Was bedeutet das eigentlich praktisch? Dass sie Jesu Stimme noch nicht hören können im Gebet? Dass sie noch sehr menschlich handeln und der Geist sie noch nicht leiten kann?

    c) Ohne Taufe sind sie auch noch nicht unter der Herrschaft Gottes, denn die wird ja laut Vortrag erst durch die Taufe verliehen, oder? Und was heißt das dann wiederum praktisch, also welche Konsequenzen hat es, wenn sie noch nicht unter der Herrschaft Jesu stehen?

    1. Viele der Fragen haben damit zu tun, dass wir klassisch trennen zwischen der „äußeren“ Taufhandlung und dem „inneren“ Geschehen. Wenn ich das recht sehe, ist das aber bei den biblischen Aussagen gerade nicht der Fall. Das betrifft z.B. besonders deine Fragen 2, 3. Ein Wasserritual bewirkt nichts „in sich selbst“. Aber es sit ein untrennbarer Teil eines Gesamtgeschehens, wie übrigens auch das Abendmahl.

      Die Folie 2 auf S. 9 beschreibt den Horizont, in dem die Taufe im NT gesehen wird. Wenn es um einen Säugling geht, als Extremfall der Unmündigentaufe, sind natürlich die „erwachsenen“ Aspekte erstmal nicht enthalten. Aber: Ist der Säugling kein voller Mensch? Doch. Kann er ‚gerettet“ sein, wenn er als Kind gläubiger Eltern beispielsweise nach 2 Wochen stirbt? Wohl schon; ich kenne zumindest niemand, der das bestreitet. Dann gehört er doch auch zu Jesus? Und das eben ohne bewusste Abkehr von Sünde (#1a), „Galaube“ im Sinn von persönlichem Bekenntnis (1b) und Vergebung (zumindest ohne Vergebungsbitte /-wunsch seinerseits, #2). Bei den anderen Punkten aber sieht es anders aus: Wenn „Glaube“ etwa Tieferes ist als eine „bewusste Entscheidung“, nämlich eine tiefe „Bindung“: warum soll das ein Säugling über seine Eltern nicht habenb? Zu denen hat er ja die Urbindung, und zwar so sehr, dass er sich selbst anfangs noch nicht als ein von der Mutter getrenntes Lebewesen erfährt. Und umfasst die „Vergebung“ (#2) nicht auch den Aspekt der „Ur-sünde“, des Teilhabens an einer gefallenen Welt? Insofern kann der Säugling doch hineingenommen sein in die neue Existenz / den neuen Bund seiner Eltern, mit denen er ja eins ist? Steht er denn außerhalb der Herrschaft Jesu (#3) – wie könnte er dann aber gerettet sein? Da würde man genau genommen nicht von einem Herrschafts-„Wechsel“ sprechen, sondern von einem hineingeboren in den Leib Christi und damit in den Raum der Herrschaft Jesu. Und der Heilige Geist (#4) hat in der Schrift schon an einem Säugling im Mutterleib gewirkt (Johannes der Täufer). Und warum sollte ein Säugling über die symbiotische EInheit mit seinen Eltern nicht Teil des Leibes Christi sein?

      Alle diese Fragen kann man meiner Meinung nur dann schlüssig verneinen, wenn man davon ausgeht, dass der Säugling definitv verloren ist bis er sich „bewusst“für oder gegen Jesus entscheiden kann. Das ist für mich aber unvorstellbar; das biblische Denken tickt da einfach anders.

      Zu 4) Das „Einswerden“ folgert aus der Sichtweise, die sich in der Formulierung zeigt „in Jesus hinein“ getauft zu werden.

      Zu 5) Ich weiß nicht mehr genau, wie ich das im Vortrag formuliert habe. Von Zusammenhang her wollte ich sagen: Nicht die individuelle Aktion des Menschen ist das Letzte und Tiefste, sondern das Handeln Gottes. Das gilt immer. Zugleich braucht es immer den ganzen Menschen, Leib, Seele und Geist, mit allen seinen gegenwärtigen (!) Fähigkeiten (aber nicht mit denen, die er noch nicht hat, z.B. „Reife“). Das sehen wir schon bei der Schöpfung: Niemand fragt nach unserem freien Willen – wir werden erschaffen. Und das ist Gnade, und es ist großartig – selbst dann, wenn wir in notvolle, oder furchtbare Umstände hineingeboren werden, wenn wir behindert sind etc.

      Ergänzend zum Befreiungsdienst: Jesus hat nicht alle gerfragt, ob sie befreit werden wollen. Man lese nur Mk 5, die eindrücklichste Erzählung dieser Art. Da spricht Jesus nur mit den Dämonen … Ich kann gerade nicht erkennen, wo im NT die Willenserlaubnis eines Dämonisierten eingeholt wird. Bei „Kindern“ entscheiden die Eltern, vgl. Mk 9,18 … Da spricht Jesus sogar vom (stellvertretenden?!) Glauben ds Vaters!

      6. Meine Sünden sind weggewaschen, wenn ich zu Jesus gehöre.
      6b: Ob Säuglinge den Heiligen Geist „bekommen“ haben, ist eine spannende Frage. Hat eigentlich irgendjemand den Geist „bekommen“? Ist es nicht eher umgekehrt: Der Hl. Geist wird aktiv, erfüllt, beschlagnahmt, nimmt zu eigen, … Warum nicht bei einem Säugling?

      Abschließend nochmal: Wenn wir Taufe auf das (Entscheidungs- und) Wasserritual verengen, kommen wir in lauter Ausweglosigkeiten. Wir müssen zurück zu der umfassenderen biblischen Sichtweise. Erst wenn wir die verinnerlicht haben, können wir in einem konkreten Einzelfall prüfen, was hier die beste Lösung ist (nicht „kasuistisch“: „Wenn A, dann immer zwangsläufig B“). Denn da gibt es ja auch noch zu bedenken, wie die Großkirchen bei uns die Taufe entstellt und beschädigt haben durch ihren Verzicht auf Glauben (der Eltern, der Paten und machmal auch des Taufenden …), Jüngerschaft und Gemeinde … Da kann ein – äußerer – „Tauf-Aufschub“ das wesentlich bessere Zeugnis sein.

      Wir werden „in Christus“ gerettet und erlöst – als Teil des Einen Leibs Eph 4,4(-6).Das ist für uns individualistische Menschen so unglaublich schwer zu verstehen – weil wir ein völlig anderes Weltbild haben.

  4. Das ist eher nichts für den Blog, nur evtl. ein Tippfehler:
    AB 6 Seite 10 Das Kleingedruckte oberhalb von Punkt 3.2.

    In der zweiten Zeile heißt es “himmlische Existenz des Christen”. Sind hier wirklich Christen gemeint oder der Christus?

    1. Nein das ist korrekt so. Sowohl in gnostischen Spielarten des Christentums in der Antike wie auch heute gibt es Leute, die lehren, unsere „eigentliche“ Existenz sei im Himmel. Heute heißt es beispielsweise, wir müssten dort unsere Autorität ausüben oder „herrschen“ (im Gebet, in Visionen, Meditation des Himmels etc.), um die Geschehnisse hier auf Erden (besser) zu lenken. Das klingt in dieser Kurzfassung so schräg, wie es in der Realität ja auch ist.

  5. Jetzt muss ich doch noch einmal wegen des Begriffs Apostel nachfragen. Ich habe verstanden, dass die Apostel zu NT-Zeiten von Jesus persönlich gesendet wurden und deshalb dieser Begriff sehr exklusiv gebraucht werden sollte- also nur von Jesus gesendete Menschen können Apostel sein. Dann gibt es eine Weiterfassung des Begriffs: “Apostel der Gemeinde”, also gemeint sind Menschen, die von einer Gemeinde gesandt wurden, das Evangelium an anderen Orten zu verkünden.
    Heutzutage bezeichnen sich Menschen als Apostel, die in einem geistlichen Dienst stehen. Warum sollte das falsch sein? Jesus spricht auch heute noch zu uns. Demzufolge kann er doch auch einzelne Menschen berufen/ senden, das Evangelium zu verkündigen und neue Gemeinden zu gründen. Warum sollen das keine Apostel sein?

    Melchisedek
    Er ist mir noch immer ein wenig rätselhaft. Es wird sonst immer gesagt, dass die Ämter König und Priester im AT getrennt waren und erst in der Person Jesus fließen beide Ämter zusammen- Jesus ist König und Priester gleichzeitig. Aber von Melchisedek wird als einem König und gleichzeitig Priester gesprochen. Welche Bedeutung hat das, also welche übergeordnete Rolle spielt dieser Melchisedek in der Gesamtschau auf die Bibel? Brauchte es diese Person, die in ihrem Amt und den Symbolen Brot und Wein an Jesus erinnert, um Abraham in Gottes Volk aufzunehmen, also Abraham als legitimen Vertreter Gottes aufzustellen? Weiß man, ob es diesen Melchisedek wirklich gab?

    1. Zu „Apostel“. Wenn heute Menschen im freikirchlichen Bereich sich als Apostel bezeichnen oder so bezeichnet werden, kommt es leider oft zu einer hierarchischen Überhöhung: Sie stehen geistlich „über“ den Pastoren und genau genommen auch über den kirchlichen Gremien. Denn sie sind ja von Jesus selbst berufen/„gesandt“ und tun den fundamentalen Dienst des Legens gesunder Fundamente. Das Problem dabei ist, dass man hier die heilsgeschichtlich einmaligen Merkmale der „Apostel Jesu Christi“ auf heutige Personen überträgt – bewusst oder auch unbewusst. Manche Leute, die sich als Apostel sehen, differenzieren zwar und wollen auch keine hierarchischen Ansprüche erheben, aber sie werden – man muss leider sagen: fast unweigerlich – von anderen aufs Podest gehoben. Dami aber entwickelt sich ei problematisches „Machtgefälle“.

      Man kann auch anders herum fragen: Warum muss man Missionaren, Gemeindegründern etc. denn den Titel „Apostel“ verleihen?

      Zu Melchisedek. Ergänzend zu dem in der Videokonferenz Gesagten: Abraham wurde vor der Begegnung mit Melchisedek von Gott berufen (Gen 12). Gott schließt dann später unabhängig von Melchisedek den Bund mit ihm (Gen 15; 17). Wofür braucht es dann Melchisedek? Im AT bleibt das offen. Lediglich Ps 110 begründet damit das Priestertum des messianischen Königs.Das wird im NT dann aufgegriffen.

      Die historische Frage lässt sich nicht beantworten. Man hat sonst keine alten Berichte über einen kanaanäischen Melchisedek. Aber wir wissen vieles aus dieser Zeit nicht.

  6. Ich habe zwei Fragen bzgl Taufe:
    1, Um die Wandlung durchführen zu können, benötigt ja der röm.-kath. Priester seine Priesterweihe, also das Amt. Benötigt der orthodoxe Priester auch das Amt, oder die Fähigkeit/Wissen, um die Epiklese/Proskomidie durchführen zu können?
    2, Warum und seit wann nehmen in der röm.-kath. Kirche nur die Priester den Wein?

    1. 1. Ja, der orthodoxe Priester braucht eine Priesterweihe, um die Eucharistie feiern zu können.

      2. Wein nur für die Priester? Zunächst gab es schon in der alten Kirche den Fall, dass man die Kommunion zu den Kranken nach Hause brachte, aber eben nur das Brot. Der spätere sog. „Priesterkelch“ (im Unterschied zum „Laienkelch“) ist eine pragmatische Entwicklung des Mittelalters. Die „dingliche Heiligkeit“ des Weins wurde als so stark empfunden, dass man eine Verunehrung durch Verschütten oder durch nicht genügend geheiligte Teilnehmer der Messfeier vermeiden wollte. Parallel dazu setzte sich die „Mundkommunion“ durch: der Priester legt den Empfangenden die Kommunion auf die ausgestreckte Zunge (so dass diese nicht Falsches damit anstellen können). Da Christus in jedem der beiden „Elemente“ als vollständig gegenwärtig galt, bekamen die Gläubigen an seinem Opfer vollständig Anteil auch wenn sie keinen Wein erhielten. Eines der zentralen Anliegen der Protestanten war von Anfang an das Abendmahl „in beiderlei Gestalt“. So wurde im (gegenreformatorischen) Konzil von Trient 1562 ausdrücklich definiert, dass die (römische) Kirche Laien den Kelch verweigern durfte. Die orthodoxen Kirchen hingegen sehen das als defizitär an.

      Diese Entwicklung ist inzwischen in der römisch-kath. Kirche theologisch korrigiert worden. „Die … vollere Form hat die heilige Kommunion, wenn sie unter beiden Gestalten geschieht“ (Missale Romanum). Aber nach wie vor kann aus praktischen Gründen der Kelch für den Priester reserviert bleiben. Aus Tradition bleibt es dann oft auch ohne äußere Notwendigkeit dabei.

  7. Vielen Dank für den interessanten, detaillierten, bereichernden und mich herausfordernden Vortrag zum Thema Taufe. Ein paar Fragen sind geblieben, wohl auch wegen meiner Zugehörigkeit zu einer Pfingstgemeinde. 😉

    a) Ich stolpere über den “Herrschaftswechsel”, der bei der Taufe stattfindet. Ich bin der Meinung, dass ein Herrschaftswechsel nur stattfinden kann, wenn der Betroffene diesem Wechsel zustimmt. Ich kann doch niemanden “zwangsweise” unter die Herrschaft Gottes stellen! Es braucht doch immer die Zustimmung desjenigen, der nun dem “neuen Herrn dient”. Und das ist mein Stolperstein bei der Säuglingstaufe. Wie kann der Herrschaftswechsel vollzogen werden, wenn der hauptsächlich Betroffene davon nichts weiß?

    b) Ist die Taufhandlung, also die rein physisch vorgenommenen Bewegungen, nur ein äußerlicher symbolischer Akt zur Sichtbarmachung des eigentlichen Geschehens? Und findet das eigentliche Geschehen statt, weil es von Gott gewirkt wird und nicht von der physischen Handlung? (Denn bei Johannes war die Umkehrtaufhandlung doch “nur” symbolisch, oder? Die Umkehr war ein bewusster, menschlicher Akt, oder?)
    Wo ist der Beweis, dass das Beschriebene in der Taufe auch wirklich passiert (Abkehr von Sünde, Hinwendung zu Gott, Vergebung, Herrschaftswechsel, Gabe des Heiligen Geistes, Eingliederung in den Leib Christi)? Meine Erfahrung ist eher die, dass ich diese Dinge erst erlebe und ihre Früchte erkenne, wenn ich mich bewusst Jesus zuwende und Ihn als meinen Herrn annehme. Und ich meine dies auch genauso an anderen Menschen zu beobachten. Beeindruckend ist für mich, wenn auch schon jüngere Kinder so ein Bewusstsein für Gott haben und Jesus als ihr Gegenüber wahrnehmen. Aber ist das bei Säuglingen auch schon da? Ist es bei ihnen durch die (Säuglings-)Taufe so angelegt, sodass sie auch schon als jüngere Kinder einen Zugang zu Gott bekommen können? Aber das heißt, dass ungetaufte Kinder erst Zugang zu Gott bekommen, wenn sie vom Umfeld her mit hinein genommen werden in den Glauben, oder?
    Im Vortrag wird gesagt: “Taufe ohne Glaube geht nicht und Glaube ohne die Dimension der Taufe ist nicht vollständig.” Da stoße ich wieder an meine unbeantwortete Frage: Ist die Taufe nur eine Handlung und erst Gott muss als Wirkender dazukommen und der Handlung Inhalt verleihen? Oder bringt schon die bloße Handlung die 5 Aspekte (Vortrag 9 Seite 6) in Realität? Wobei die “Dimension der Umkehr” doch nur bewusst von einem Menschen gegangen werden kann. (Ein Säugling kann das nicht.) Die “Dimension der Neuen Schöpfung” geht dann von Gottes Seite aus. Also Mensch und Gott gehen in der Taufe aufeinander zu. (Aber eben noch nicht der Säugling.)

    c) V9 Seite 5 unten- Taufe nimmt in den Leib Christi hinein. Warum darf dann nicht jeder Christ, der Jesus als Herrn angenommen hat, taufen? Es gibt wahrscheinlich genug Pfarrer, die keine Beziehung zu Jesus haben, aber munter taufen, weil es in ihrer Jobbeschreibung steht. Und hingegebenen Christen soll es untersagt sein, andere zu taufen? Wann ist eine Taufe gültig? Was ist die Bedingung dafür und wo ist das festgelegt?

    d) Was passiert, wenn sich Gläubige, die als Säuglinge getauft wurden, später als Jugendliche oder Erwachsene nochmals taufen lassen, weil sie diesen Schritt bewusst gehen wollen und ihre Säuglingstaufe nicht anerkennen können? Ist das eine Zurückweisung Gottes (falls man annimmt, dass Gott so einiges wirkt in der Taufe (betrifft Frage b))?

    e) Kinder einer jüdischen Mutter sind Juden. Kinder von Proselyten, die nach dem Übertritt geboren werden, gehören auch schon zum Volk Gottes. Dann könnte es doch auch so sein, dass Kinder von christlichen Eltern auch schon zum Gottesvolk gehören, oder? Dann bräuchte es doch die Säuglingstaufe nicht, denn dann wäre es doch besser, die Kinder entscheiden eines Tages selbst, dass sie mit Jesus leben wollen und bekräftigen das in der Taufe, um dann auch alle anderen Aspekte der Taufe zu bekommen/ zu vollziehen(Abkehr von Sünde, Hinwendung zu Gott, Vergebung, Herrschaftswechsel, Gabe des Heiligen Geistes). Oder sagt bei Christen nur die Taufe etwas darüber aus, dass man zum Leib Christi gehört?
    Gehören dann ungetaufte Kinder nicht zum Leib Christi, aber Gott liebt sie trotzdem und wartet geduldig auf den Tag, an dem sich diese Kinder bewusst für Ihn entscheiden?

    1. a) Herrschaftswechsel. Ein Herrschaftswechsel ist zunächst einmal ein objektiver Vorgang: Jemand kommt unter die Herrschaft eines neuen Herrn. Bei einer bewussten Hingabe an Gott ist das natürlich immer ein Akt des freien Willens. Was nun, wenn jemand (noch) gar keinen eigenen Willen hat? Kann er dann nicht unter die Herrschaft Christi kommen? Oder verhält essich dann nicht eher wie im AT bei der Aufnahme in den Bund Gottes durch die Beschneidung am 8. Tag? Damit wird der (männliche) Israelit unter die Herrschaft Gottes gestellt. Er kann natürlich als bewusst handelnder Mensch später jederzeit aus diesem Bund heraustreten oder herausfallen (wie Israeliten es im AT immer wieder getan haben) – genauso wie ein Getaufter es auch kann. Aber beide war eben mal drin in diesem Bund.

      b) Die Taufhandlung. Wir werden da leicht zum Opfer einer modernen „analytischen“ Sichtweise. Wir lösen dabei etwas auf („ana-lyo“ = auflösen), was ganzheitlich zusammengehört, als Innen- und als Außenseite ein und derselben Sache. Die Begriffe „nur“ und „eigentlich“ sind typisch dafür. Hinzu kommt: „Symbole“ sind Verdichtungen der Wirklichkeit, nicht bloße Illustrationen. Die Innenseite der Taufe ist die Hinwendung zu Gott (Umkehr, Reinigung, Sterben des alten und „Anziehen des Neuen Menschen“, neue Maßstäbe etc.). Die Außenseite der gleichen Sache ist der Taufakt: Entkleiden, Untertauchen und das neue Taufgewand, mit Segnung und evtl. neuem Namen.
      Man kann das auseinanderreißen und damit beides zerstören: Eine Taufe ohne ein Sich-Christus-Anvertrauen beispielsweise, aber auch ein intellektuelles Trennen von Innen und Außen mit dem dann ja ganz leicht möglichen Verzicht auf das Äußere. Man landet dann sehr schnell im persönlichen Subjektivismus. In Missionssituationen wird die Zusammengehörigkeit von Innen und Außen oft sehr drastisch sichtbar: Du kannst z.B. im hnduistischen Indien glauben was du willst, auch an Jesus. Aber sobald dú dich taufen lässt, geht die Verfolgung los. Der Taufakt ist etwas zutiefst Geistliches, immer vorausgesetzt, er geschieht im Kraftfeld eines lebendigen Glaubens. So hat Jesus beispielsweise auch auf den Glauben der Freunde hin dem Gelähmten vergeben und ihn geheilt (Mk 2,1-12, beachte v5!).

      Lass mich nochmal betonen: „Glauben“ ist etwas Tieferes als mein Bewusstsein und seine (Willens- und Erkenntnis-)Akte. Es ist ein existentielles Sich-Loslassen und Sich-Anvertrauen. Das ist viel tiefer und umfassender als ein „Aufeinander Zugehen“ Das macht ein Säugling ganz automatisch auf seine Eltern hin. Und wenn Jesus in den Eltern lebt, dann vertraut der Säugling sich damit auch ihm an. Das geschieht ebensowenig bewusst, wie gegenüber den Eltern. Der Säugling kann gar nicht anders. In dem Maß, wie er sich seiner selbst bewusst wird und die Eltern als Gegenüber wahrnimmt, kann er auch Jesus wahrnehmen. Unsd sich ihm bewusst anvertrauen, noch vor einer religiösen „Mündigkeit“. Und später muss er, um im Glauben zu bleiben, alle seine Fähigkeiten, darunter auch den Willen, Jesus anvertrauen. So wächst er in die längst vollzogene Taufe hinein. Dasselbe gilt aber auch für erwachsene Täuflinge!

      c) Taufe und Leib Christi. Im Prinzip kann jeder Christ taufen. Das erkennen auch die traditionellen Kirchen an, z.B. bei einer Nottaufe. Aber im Normalfall ist Taufe ein Akt der Gemeinde, denn es gaht ja (auch) um die Eingliederung in den Leib Christi, der sich nun mal in Form der Gemeinde konkretisiert. Und in einer Gemeinde gibt es Ordnungen. Da kann nicht jeder predigen, der grade mal Lust hat. So ist der Vollzug der Taufe an einen Repräsentanten der Gemeinde/Kirche gebunden (Pastor, Ältester, etc.). Das regeln dann die Gemeinden/Kirchen auf jeweils eigene Weise.

      Zeiten großer geistlicher Aufbrüche sind aber oft auch „außer-normale“ Zeiten. Insofern geschieht es dort häufiger, dass „wild“ getauft wird, weil das Wirken des Heiligen Geists sehr intensiv erlebt wird und man sofort mit einer vollen Lebenshingabe antworten möchte, noch bevor man in irgendeine Gemeinde integriert worden ist.

      d) „Wiedertaufe“. Generell kan man deine Frage nicht beantworten. Eine gültige (d.h. „lebendige“) Taufe bleibt per Definition eine gültige Taufe, egal wie der (Wieder-)Täufling und der Täufer dazu stehen. Vor Gott mag das dann eine Tauferneuerung oder eine Taufvertiefung sein. Umgekehrt muss m.E. nicht jede Säuglingstaufe gültig sein, nur weil sie halt mal vollzogen wurde. Das kann man allerdings von außen nur sehr schwer einschätzen. Generell würde ich mich an die Regel des Paulus halten: Alles was im Glauben vollzogen wird, ist recht. Nur muss der Glaube echt sein; eine bloße subjektive Laune zählt jedenfalls nicht als solcher. In jedem Fall ist Gott aber größer und barmherzig – besonders da wir uns in unserer Gesellschaft (noch) oft mit einer „billigen Taufe“ herumschlagen müssen (analog zu der von Bonhoeffer kritisierten „billigen Gnade“).

      e) Kinder einer jüdischen Mutter sind ethnisch Juden; diese Regelung ist allerdings später als das NT entstanden. Religiös sind sie (als Männer) dann Juden, also Angehörige des Bunds mit Gott, wenn sie beschnitten wurden. Da wird auch nicht auf die Religionsmündigkeit (die Bar-Mizwah) gewartet.
      Entsprechend gehören ungetaufte Kinder christlicher Eltern in jedem Fall zu Gott und damit zu seinem Volk. Das gilt solange, bis sie ihm bewusst absagen (falls getauft) oder aber die Taufe und die damit einhergehenden Verpflichtungen verweigern (wenn sie nicht getauft wurden). Ungetaufte (unmündige) Kinder gehören also über ihre Eltern zum Leib Christi.
      Aber die Taufe als Verdichtung und äußeres Zeichen einer (inneren) Realität bleibt wichtig.

  8. AB 5 S.47 Begriff Apostel

    a) Wie kommt Paulus dazu, sich Apostel zu nennen, wenn er doch nur ein Kriterium von den dreien erfüllt, die die anderen Apostel auszeichnen? Oder beginnt da schon die Weiterfassung des Begriffs? Muss man also in jeder Situation mit einbeziehen, welche Definition von Apostel gerade greift, derzufolge man dann jemanden als Apostel bezeichnet oder eben nicht?

    b) Welche Aufgabe haben heutige Apostel (in Abgrenzung zum Missionar und Evangelist)? Denn Paulus schreibt ja, dass manche in der Gemeinde zu Aposteln, Lehrern, Hirten usw. berufen sind…

    1. a) Paulus als Apostel: Der Auferstandene selbst hat Paulus berufen und zu den Vökern gesandt (Apg 9:3ff = 22:6-21 = 26:13-18; aber auch 22,17-21!). Offensichtlich war diese Berufung mehr als eine rein innerlich erlebte Privat-Vision (in 1Kor 15,8 vergleicht er seine Erscheinung mit denen der anderen Apostel). Jesus ist ihm „entgegengetreten“, hat ihn in Beschlag genommen und „gesandt“, ähnlich wie bei den ersten Jüngern in den Evangelien. Paulus ist somit zwar keiner der fundamentalen 12er-Apostel, deren Dienst v.a. Israel galt, aber doch ähnlich bedeutend für die Arbeit unter den Völkern.
      Im übrigen konnte sich nicht jemand einfach als „Apostel Jesu Christi“ bezeichnen; wenn jemand das tat, war er ein „Pseudo-Apostel“ (vgl. Off 2,2). Und kein Werk und keine Gemeinde hatte die Autorität, jemand dazu zu ernennen. Nur Jesus selbst kann das tun. Denn er hatte seine Apostel dazu berufen, die Grundmauern der Kirche Jesu zu errichten (Mt 16,18; 1Kor 3,10).

      b) Apostel heute. Paulus beschreibt in 1Kor 12,28ff die Realität seiner Zeit; dabei reflektiert er (noch) nicht auf das bleibende Wesen der Kirche. Das tut er Eph 4,11. Aber da ist nicht die Rede davon, dass es immer Apostel geben wird – sondern dass der erhöhte Herr diesen grundlegenden Dienst eingesetzt hat (Eph 2,20; 3,5). Nur so ist es verständlich dass dieser Titel in der Generation nach Paulus auslief.

      So bezweifle ich, dass es heutige „Apostel“ in diesem Sinn gibt, auch wenn der Begriff gerade wieder in Mode gekommen zu sein scheint. Natürlich gibt es Menschen mit „Grund legenden“ Gaben – nur ist es m.E. nicht weise, sie Apostel zu nennen. Denn dann kommt es leicht zur Verwechslung mit den Berufungen im NT oder sogar zum Missbrauch.
      Es gab immer Menschen, die Neuland erschlossen; es gibt sie auch heute. Im uneigentlichen Sinn kann man solche Leute „Apostel“ nennen. Das hat man im Laufe der Geschichte auch getan, nachdem ihr Werk sich als dauerhaft erwiesen hatte. So hat man z.B. Patrick, den Missionar Irlands im 5. Jh., als „Apostel Irlands“ bezeichnet, oder Bonifatius im 8. Jh als „Apostel der Deutschen“. Allerdings mit zwei ganz wichtigen Unterschieden: das waren Ehrenbezeichnungen, keine Dienst- oder Amtstitel im Sinn von 1Kor 12 oder Eph 4. Und man tat es nicht zu Lebzeiten, sondern im Rückblick!

      Wer heute den Aposteltitel für sich in Anspruch nimmt, setzt sich leicht dem Verdacht aus, – vielleicht umbewusst – nach Geltung und Macht zu streben. Denn nach allgemeiner Wahrnehmung steht der Apostel „über“ sonstigen Ämtern und Verantwortlichen – er steht ja an der Spitze der Listen in 1Kor 12 und Eph 4. Aber von Jesus her muss er „unter“ allen anderen stehen (Mt 20,26-28; 23,8-12). Und da schließt sich der Kreis: Wer diese Demut aufbringt, Diener aller zu sein, braucht nicht nur keinen Aposteltitel, er nimmt ihn auch nicht für sich in Anspruch. Wozu auch? Seine Dienst öffnet ihm die Türen der Herzen. Jesus selbst ist da Vorbild: er hat auf den „Messias“-Titel verzichtet, obwohl er es war. Macht und Ansehen waren immer schon die größten Versuchungen; selbst Jesus musste sich damit auseinandersetzen (Mt 4,1-11).

      „Missionar“ heißt übrigens dasselbe wie „Apostel“, nämlich „Gesandter“. Nur meint es nicht den Dienst derer, die Jesus berufen hatte, sondern wird durch die Gemeinde/Kirche verliehen. Es ist glücklicherweise eine Funktionsbezeichnung geblieben, kein Amtstitel.

  9. AB 5 S. 33 Exkurs zur Person des Johannes
    Bei Fußnote 37 steht, dass Johannes mit dem Hohepriester bekannt war, vielleicht selbst Priester war. Ich dachte, er war der Bruder des Jakobus und beide die Söhne des Zebedäus? Dann waren sie aber Fischer. Konnten Fischer mit dem Hohepriester bekannt oder sogar Priester sein? Für mich sind das zwei verschiedene soziale Schichten. Und konnten Fischer schreiben und mit dem Stil antiker Biographien vertraut sein? Ich habe wohl eine völlig falsche Vorstellung über den Bildungsstand im Israel des Neuen Testamentes und über das soziale Gefüge.

    AB 5 S.8 Exkurs Mose/ Jesus
    Da steht: Die “Tora des Mose” spricht vom Kommen Jesu. An welchen Stellen der 5 Mosebücher wird auf Jesus hingewiesen? Ich habe nur eine Stelle gefunden, Gen 3,15, die in einer Vorausschau auf Jesus hindeutet. Aber sonst finde ich nichts, das vorausblickend auf Jesus hinweist. Wenn man in den Evangelien liest, dann kann man in der Rückschau Parallelen zwischen dem Leben von Mose und Jesus finden oder Situationen, in denen Jesus die Geschicke des Volkes der Mosezeit nachvollzieht (z.B. 40 Tage Wüste, Versorgung dort durch Gott). Aber das Kommen Jesu finde ich in den Mosebüchern nicht. Wo ist mein blinder Fleck?

    1. Person des Johannes: Die Sache ist ein bisschen kompliziert.
      Fest steht: Jakobus und Johannes sind Söhne des Zebedäus in einem mittelständischen Fischereibetrieb; sie mussten und konnten offensichtlich Saisonarbeiter („Taglöhner“) anstellen (Mk 1,19). Ganz schlichte Fischer aber konnten sie nicht sein, wenn ihre Mutter und sie selbst sich für fähig hielten, wichtige Ämter im Reich des Messias einzunehmen (Mt 20,2ff; Mk 10,35ff). Und der Beiname „Donnersöhne“ ist sicherlich nicht primär als psychologische Charakterisierung gedacht (so wenig wie „Petrus“), sondern dürfte sich auf ihre Führungs- und Überzeugungsfähigkeiten bezogen haben (Mk 3,17). Nur noch Petrus stand Jesus so nahe wie diese beiden (Mk 5,37; 9,2; 14,33).

      Im Johannesevangelium wird nun eigenartigerweise berichtet, dass ein Jünger – wahrscheinlich der „Geliebte Jünger“ – so enge Beziehungen zum Hohepriester hatte, dass er bedenkenlos Zutritt zu dessen Palast(-hof) erhielt. Unter der Voraussetzung, dass der Geliebte Jünger und Johannes identisch sind, könnte er zwar vielleicht auch als „Fischlieferant“ Zugang gehabt haben, aber sicherlich nicht mitten in der Nacht (und ohne Lieferung!).

      Also bleibt die Überlegung, dass die Familie Zebedäus zu den priesterlichen Familien zählte. Das ist deswegen möglich, weil die Mehrzahl der priesterlichen Familien auf dem Land lebten und verschiedene Berufe ausübten. Lediglich zwei Wochen im Jahr taten sie Dienst am Tempel (vgl. Zacharias, Lk 1,8). Hinzu kommt eine teilweise rätselhafte Notiz bei Polykrates, zwischen 160 und 190 Bischof von Ephesus, wo Johannes gestorben war. Er identifiziert dort den Geliebten Jünger als „Johannes“ und als „Priester“.
      In jedem Fall aber dürften Johannes (und Jakobus) außergewöhnliche Personen gewesen sein – denn ein einfacher Priester hätte sonst wohl nicht so ungehindert Zugang gehabt. Immerhin wurde Jakobus als erster der Zwölf verhaftet und hingerichtet – noch vor Petrus (Apg 12,1-3). Er muss also eine höchst profilierte Persönlichkeit im Jüngerkreis gewesen sein. Das gilt dann mehr oder weniger auch für Johannes, da er zu einer der drei „Säulen“ der Urgemeinde wurde – neben Petrus und dem Jesusbruder Jakobus (Gal 2,9).

      Hinzu kommt, dass es auch in Galiläa bereits eine Art Schulbildung gab, die sich auf die heiligen Schriften konzentrierte. Auch der zwölfjährige Jesus war da ja schon sehr bewandert – auch er ein „Junge vom Land“ aus einer Handwerkerfamilie.

      Messianische Verheißungen in der Tora:
      Generell gilt, dass gerade die Tora einen so hohen Maßstab bei der Berufung Israels anlegt, dass Israel das wohl nie erfüllt hat. Mit seinem permanenten Scheitern an der Berufung Gottes stellt sich aber zwangsläufig die Frage, wie die Absichten Gottes mit der Welt, wie sie in der grundlegenden Berufung Abrahams (Gen 12,1ff) aufleuchten, denn zum Ziel kommen sollen.

      Aber es gibt auch einzelne Stellen, die man schon früh als messianische Verheißungen verstanden hat und die deshalb z.T. schon im Judentum eine große Rolle spielten. Z.B. der „Stern aus Jakob“ (Num 24,17 – eine zentrale Stelle für den messianischen“ Aufstand des Bar Kochba 133-135 n. Chr.), der zukünftige „Prophet wie Mose“ (Dtn 18,18f), das Blut des (Passa-)Lamms Ex 12.

      Zudem hat ja auch z.B. Matthäus (s. dort) auch für uns eher weitab liegende Stellen als Erfüllung bestimmter Einzelaussagen gedeutet wie z.B. die Flucht und die Rückkehr aus Ägypten.
      Und gerade die zentrale Verheißung an Abraham aus Gen 12,1ff, die die Völkerwelt im Blick hat, konnte, wie etwa bei Paulus in Gal 3,16, auch auf einen einzelnen Nachkommen bezogen werden, den Messias.

      Darüberhinaus gibt es Entsprechungen auf der Metaebene: Die Gestalt Adams („des Menschen“!) , der keine Vollendung findet, sondern fällt, aber doch irgendwie seine Gottesebenbildlichkeit behält – das ruft nach einer Auflösung. Die Berufung Israels ist hier nur vorläufig eine Antwort, da Israel selbst permanent „fällt“, wie Adam.
      Oder die Gestalt des geliebten Sohns Josef, der verstoßen und (fast) getötet wird, dann zum stellvertretenden Repräsentanten des höchsten Herrschers wird und so für Israel zum Versöhner und Retter – letzteres sogar für die Welt (vgl. AT, AB1!). Das ist zwar keine punktuelle messianische Prophetie – aber etwas viel Tieferes: eine Art „Prototyp“ (eine ähnliche Sichtweise wie in 1Kor 10,1-6).

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